Ökostrom - Wie mein Gewissen grün wurde
29. Oktober 2012

Ökostrom – Wie mein Gewissen grün wurde

Unsere Autorin hat versucht, in einen Ökostrom-Tarif zu wechseln und dabei Geld zu sparen. Dabei musste sie feststellen, wie schwer es ist, sich im Anbieterdschungel Durchblick zu verschaffen. Trotzdem war sie am Ende erfolgreich – auch wenn sie sich nicht für den günstigsten Tarif entschied.

Der Umwelt etwas Gutes tun für wenig Geld – warum nicht? Das denke ich, als die Werbung für einen Ökostrom-Tarif meines Energieversorgers Rheinenergie in meiner Post landet. Ich bin überrascht: Die Ökoversion ist kaum teurer als gewöhnlicher Strom aus der Grundversorgung, der vor allem aus Kohlekraftwerken, Heizkraftwerken und Kernkraftwerken kommt. Das klingt gut. Aber ich will es genau wissen: Gibt es Ökostromanbieter, die noch günstiger sind?

So wie ich ziehen viele Deutsche Ökostrom in Betracht oder haben schon gewechselt. Eine Studie der Fachzeitung Energie & Management etwa zeigt, dass die Zahl der Ökostrom-Kunden in 2011 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent gestiegen ist. Vier Millionen Stromkunden beziehen demnach Ökostrom, in NRW laut der Agentur für Erneuerbare Energien schon jeder fünfte.

Allerdings räumen viele Deutsche in Umfragen ein, dass ihnen der Wechsel des Stromanbieters zu kompliziert ist oder sie zu bequem dafür sind. Das kann ich verstehen: Um den optimalen Tarif zu finden, verbringe ich Stunden vor Tarifrechnern im Internet und ackere mich durch Stromverträge, prüfe den Strommix verschiedener Anbieter und lasse mich am Schluss auch noch persönlich beraten. Mit Erfolg – aber der Reihe nach.

Deutsche kennen ihren Stromverbrauch nicht

Erstmal habe ich mich gefragt, welchen Ökostrom ich eigentlich will, denn der Begriff ist nicht gesetzlich geschützt oder einheitlich definiert. Ich entscheide, dass mein Ökostrom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden soll – ein Zertifikat muss das belegen. Zudem möchte ich sicher sein: Wenn ich diesen Strom beziehe, wird der Ausbau neuer Energien gefördert.

Die erste Hürde: Ich habe keine Ahnung, wie viel Strom ich verbrauche. Da bin ich nicht allein: Dreiviertel der Deutschen kennen ihren Stromverbrauch nicht, so das Ergebnis einer Studie der Marktforschungsfirma TNS Infratest. Den muss ich aber kennen, um den besten Tarif zu finden. Als ich die letzte Rechnung anschaue, erlebe ich eine Überraschung: Mein Verbrauch ist extrem niedrig! Nur 542 Kilowattstunden – der Durchschnitt für einen Ein-Personen-Haushalt liegt laut der Energieagentur NRW bei etwa 2200 Kilowattstunden. Jetzt kann die Suche beginnen.

Unabhängige Tarifrechner gesucht

Ich google drauf los und werde erschlagen: “Machen Sie Ihre persönliche Energiewende!” oder “Wechseln Sie jetzt!” fordern mich die Anbieter auf. Immer wieder muss ich meinen Verbrauch und meine Postleitzahl eingeben, mich durch Tarifvorschläge kämpfen und die Ökostrom-Angebote heraussuchen.

So komme ich nicht weiter. Also schaue ich dort, wo laut einer Infratest-Studie inzwischen 80 Prozent der deutschen Stromkunden Hilfe suchen: Auf Preisvergleichsseiten wie “Check24” oder “Ökostrom-Vergleich”. Zu den beliebtesten gehört Verivox, 2008 Testsieger der Stiftung Warentest. Ein anderer Warentest-Artikel von 2011 warnt allerdings: Verivox soll Provisionen vom mittlerweile insolventen Energieversorger Teldafax bekommen haben.

Das prüfe ich nach und frage bei der Pressestelle von Verivox an. Dass sich das Portal auch aus Provisionen finanziert, räumt der Sprecher ein. Allerdings erhalte es diese nicht dafür, einzelne Anbieter zu bevorzugen, sondern dafür, dass es den vollständigen Wechsel für die Anbieter abwickelt – von der Kundenberatung bis zur Datenübermittlung.

Preisgarantien und Vertragslaufzeiten erschweren Vergleiche

Trotzdem suche ich nach einer Alternative und lande beim Tarifrechner der Verbraucherzentrale. Er liefert mir eine Tabelle mit 25 Tarifen, sortiert nach ihrem Preis. Auf dem ersten Platz liegt der Tarif „Strom Grün Premium” der Wuppertaler Stadtwerke (WSW), mit dem ich zwanzig Euro pro Jahr sparen könnte –immerhin zehn Prozent. Bevor ich mich entscheide, will ich wissen, woher die ersten fünf Anbieter der Liste ihren Strom beziehen. Die Webseiten liefern die Antwort: Aus skandinavischer Wasserkraft.


Was Sie beim Anbieterwechsel beachten müssen. 
  • Zertifizierter Ökostrom trägt Label wie etwa “OK power” oder “Grüner Strom”. Mehr Informationen zu den Labels finden Sie hier.
  • Die Erstlaufzeit sollte nicht mehr als ein Jahr betragen. Wenn es eine Kündigungsfrist gibt, sollte die möglichst kurz sein, am besten nicht länger als einen Monat. So bleiben Sie bei Preiserhöhungen flexibel.
  • Die Verbraucherzentrale warnt vor Tarifen mit Vorauszahlung: Geht der Anbieter insolvent, kann es sein, dass Sie Ihr Geld nicht wiederbekommen.
  • Kilowattpakete werden zur Kostenfalle: Verbrauchen Sie weniger Strom als festgelegt, zahlen Sie trotzdem den Festpreis. Verbrauchen Sie mehr, zahlen Sie kräftig drauf.
  • Neukundenboni sollen vor allem Kunden locken. Oft werden sie aber nur ausgezahlt, wenn Sie lange bei diesem Anbieter bleiben
  • Ausführliche Tipps, wie Sie den geeigneten Tarif finden, gibt es zum Beispiel von der Verbraucherzentrale oder von der Stiftung Warentest. Die Stiftung Warentest hält außerdem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Wechsel bereit und die Verbraucherzentrale beantwortet häufig gestellte Fragen.

Quellen: Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale NRW

  

        


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich schaue ins Kleingedruckte, auch die Plätze zwei und drei haben ihre Vorteile: Der Tarif „Green Premium“ von Stromio verspricht ein Jahr lang die Preise nicht zu erhöhen, und der “Extra Öko”-Tarif der Stadtwerke Flensburg auf Platz hat mit einem halben Jahr die kürzeste Mindestlaufzeit. Zudem winkt hier ein Bonus von 25 Euro. Preisgarantien und Boni, Kündigungsfristen und Mindestlaufzeiten – worauf muss ich jetzt genau achten? Das soll mir ein Profi beantworten.

Vorsicht bei Strompaketen und Neukundenboni

Als ich in der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Köln ankomme, zahle ich fünf Euro und mein Berater nimmt sich eine halbe Stunde Zeit. In der Tarifsuche blendet er alle Tarife mit Vorkasse, Kaution, Neukundenboni und Kilowattstundenpaketen aus. Warum er Kaution und Vorkasse umgeht, ist mir klar: Geht ein Anbieter pleite, bekomme ich gezahlte Beträge vielleicht nicht wieder.

Warum Strompakete oder sogar Neukundenboni schlecht sein sollen, muss er mir allerdings erklären: Sogenannte Strompakete seien oft Kostenfallen. Dort zahle ich bis zu einem festgelegten Verbrauch den Festpreis – selbst wenn ich viel weniger verbrauche. Verbrauche ich mehr, wird jede zusätzliche Kilowattstunde richtig teuer. Und die Boni würden oft erst ausgezahlt, wenn ich ein Jahr beim Anbieter bleibe.„Zu einem guten Tarif ist der Bonus nur das Bonbon obendrauf“, sagt der Verbraucherschützer, „das Angebot sollte daher auch ohne Bonus gut sein.“

Labels

Beim Punkt “Ökotarife” setzt der Berater schließlich ein Häkchen und begrenzt sie auf die Angebote mit “OK-Power-Siegel” oder Grüner Strom Label. „OK Power” ist ein Siegel vom Öko-Institut, dem WWF und der Verbraucherzentrale NRW selbst. Mit dem “Grüner Strom Label” zeichnen unter anderen BUND und Naturschutzbund Tarife aus. Alle Siegel seien okay, erklärt mir der Berater. Das “OK Power”-Siegel und das “Grüner Strom Label gold” garantieren, dass mit einem Anteil des Strompreises neue, umweltfreundliche Anlagen gefördert würden.

Tarife mit Vorauskasse, Kaution, Neukundenboni und Strompaketen ausschalten
und Ökotarife ankreuzen: Im Umgang mit dem Tarifvergleich Verivox hat die NRW-Verbraucherzentrale strikte Regeln.

 

Endlich startet er die Suche. Erneut landen die WSW auf dem ersten Platz, Stromio und das Angebot von Rheinenergie folgen. Dann steuert er weitere Portale an: Immer schneiden die WSW am besten ab. Doch auf der Seite des „Grüner Strom Labels“ erleben wir eine Überraschung: Das Portal empfiehlt mir den Tarif „Rhönstrom Öko Grüner Strom Label Gold“. Verrückt: Den Tarif habe ich noch nie gesehen, obwohl er das Label trägt und günstiger ist als alle anderen Tarife. Offenbar lohnt es sich, im Tarifdschungel eine Weile zu suchen.

Auch der „Rhönstrom“ wird aus Wasserkraft generiert. Die WSW sind zwar aufs Jahr gerechnet zwanzig Euro teurer, haben für mich aber dennoch die Nase vorn: Sie waren auf allen Portalen Testsieger, sind ein Unternehmen aus dem Rheinland und ihr Angebot hat mit nur einem Monat eine deutlich kürzere Kündigungsfrist – damit bleibe ich etwas flexibler. Das ist für mich entscheidend, denn wer weiß, wann ich das nächste Mal wechseln will?

Es ist geschafft. Ich habe den passenden Anbieter gefunden, mein Öko-Gewissen ist beruhigt und ich spare immerhin 20 Euro im Jahr. Davon kann ich den ersten Monat neuen Strom bezahlen und sogar noch einen Satz Energiesparlampen.

2 Responses to “Ökostrom – Wie mein Gewissen grün wurde”

  1. sylvia cappallo sagt:

    zwanzig minus und/oder zwanzig plus; heißt für mich strom drinnen oder strom draußen.
    ich bezahle nämlich etwas mehr für ökologischen strom. preis und wert ist somit meine klammer und nicht billig und schnell.
    markbeobachtung basiert also auf unterschiedlichen standart und prämissen.

  2. Global warming has become a very serious problem of the contemporary world.
    Primarily efforts to improve the efficiency of solar
    panels, which is the ratio of the amount
    of the incoming sunlight energy into electrical energy generated.

    The country receives high level of insolation and the
    new guideline set by Conto Energia in 2010 is likely to sustain the momentum.

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