Pflanzenölkraftstoffe: Im Tank statt auf dem Teller
29. Oktober 2012

Pflanzenölkraftstoffe: Im Tank statt auf dem Teller

Eine Zeit lang sah es so aus, als sei Pflanzenöl ein preiswerter Treibstoff mit Zukunft. Doch die sogenannten PÖL-Fahrer wurden von der Preisentwicklung überholt.

Was Alexander Schlosser in den Tank seines Traktors gefüllt hat, hätte er auch auf seinen Salat kippen können: Drei Jahre lang fuhr der Landwirt mit Rapsöl. Und er versorgte auch noch 20 Kollegen mit Pflanzenöl von der hofeigenen Tankstelle. Rund 25 Cent pro Liter sparten sie im Vergleich zum Diesel. Laut einer Studie des Technologie- und Förderzentrums Bayern (TFZ) sparten sie auf diese Weise auch 57 Prozent CO2-Emissionen ein. Heute tanken Schlösser und Kollegen wieder Diesel. Und von den einstmals 63 Ölmühlen in NRW waren laut einer Studie des TFZ 2010 nur noch 25 in Betrieb. Inzwischen sind es noch weniger. Bauer Schlossers ehemaliger Lieferant in Köln-Dünnwald verkauft heute rund 98% weniger Pflanzenkraftstoff als vor zwölf Jahren.

Salatöl zu tanken ist strafbar

Verantwortlich für diese Entwicklung ist die Energiesteuer, die die Regierung 2007 auf Pflanzenöl als Treibstoff erstmalig erhoben hat, und die seitdem immer weiter gestiegen ist. Derzeit kostet ein Liter Pflanzenkraftstoff 1,48 Euro. 2013 wird die Steuer sich im Vergleich zu 2007 mit rund 45 Cent pro Liter mehr als verzwanzigfachen. „Wer heute noch mit Pflanzenöl fährt, ist Idealist“, sagt Edgar Remmele vom TFZ, das in der Erforschung der Pflanzenöltechnik deutschlandweit führend ist. Und nicht nur das: Wer auf Supermarkt-Salatöl oder gefiltertes Frittenfett umsteigt, gilt als Steuerhinterzieher und wird mit Bußgeld oder Freiheitsstrafe bestraft.

Dabei sah es eine Zeit lang gut aus für den alternativen Treibstoff: Weil die Mineralölpreise ständig stiegen, lohnte sich der Umstieg für viele. Noch 2010 verlautbarte der Bundesrat, man wolle die Besteuerung von Pflanzenölkraftstoffen so gestalten, dass es eine „Kaufanreizwirkung“ für den Verbraucher gebe. Vor allem Landwirte wurden dazu aufgefordert, ihre Maschinen mit Öl aus der Region zu betreiben. Und wer einen alten Diesel-PKW fuhr, musste den dafür nicht einmal umrüsten. Lediglich an neueren Motoren waren kleine Umbauarbeiten nötig. Die Kosten dafür waren anfangs nach rund 75.000 Kilometern wieder eingefahren. In der Hochphase gab es viele Werkstätten, die sich auf die Umrüstung spezialisiert hatten. Und auch das Tankstellen-Netz wuchs beständig.

Kritik statt Subventionen

Aber dauerhaft wollte die Regierung, die die Pflanzenölfahrerei wegen der Verringerung des CO2-Ausstoßes anfangs subventioniert hatte, kein Geld zuschießen. Außerdem hatten Kritiker wie der Naturschutzbund (NABU) bemängelt, dass durch den Rapsanbau die Lebensmittelpreise steigen würden, weil dadurch Anbauflächen für Tierfutter oder Getreide verloren gingen. Eine Diskussion also, die sich gegenwärtig beim E10-Benizin wiederholt. Doch mit der aktuellen Pflanzenöl-Situation sind selbst die Kritiker von einst nicht zufrieden: „Die Beimischungsquote führt dazu, dass nur wenige Mineralölkonzerne das Sagen haben“, sagt Dietmar Oeliger vom NABU.

Dieselhersteller sind gesetzlich dazu verpflichtet, dem Kraftstoff bis zu sieben Prozent Biodiesel beizumischen. Darin ist ein Anteil an Öl enthalten. In den meisten Fällen Pflanzenöl. Dadurch steige die Gefahr, dass billige Öle wie Palmöl beigemischt würden, für das große Urwälderflächen gerodet werden. Greenpeace hatte sich immerhin für eine Nutzung von Pflanzenölkraftstoff im landwirtschaftlichen Sektor stark gemacht. Die Nutzung für PKW und LKW lehnen auch sie ab und finden die Besteuerung deshalb sinnvoll.

Streiter für PÖL

Edgar Remmele vom TFZ strebt dennoch die Wiederbelebung des Pflanzenöl-Sektors an: „Durch inländisch erzeugte Pflanzenöllkraftstoffe können etwa zehn Prozent des Dieselkraftstoffverbrauchs substituiert werden, ohne dass die inländische Pflanzenölversorgung für Nahrungszwecke gefährdet ist“, sagt er. Des Weiteren fielen bei der Pflanzenölpressung 60 Prozent als hochwertiges Tierfutter ab, so dass ein eventueller Wegfall an Anbaufläche für Futterpflanzen ausgeglichen würde.

Auf der politischen Bühne fordern die Grünen eine Wiederbelebung des Pflanzenölmarktes, der laut Hans-Josef Fell, dem energiepolitischen Sprecher der Grünen, im Moment „völlig tot“ ist. Ein Mittel der Reanimierung sieht die Partei in einer angemessenen Besteuerung. Vielleicht aber sorgen ja auch die ständig steigenden Dieselpreise für eine Pflanzenöl-Renaissance.

4 Responses to “Pflanzenölkraftstoffe: Im Tank statt auf dem Teller”

  1. elektriktrik sagt:

    befragt doch auch mal den bauern beim mpi, herrn gerrick am egelspfad dazu

  2. elektriktrik sagt:

    ..und natürlich das fmso.de

  3. elektriktrik sagt:

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