Grüne Clubs – Wo im Energiesparlicht getanzt wird
29. Oktober 2012

Grüne Clubs – Wo die Energiesparlichter tanzen

Auch in den ersten Szene-Clubs ist die Energiewende angekommen. Mit Ökostrom und LED-Leuchten tun sie nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch der  Firmenkasse. 

„Das interessiert mich nicht die Bohne“, sagt Christin, die im Bahnhof Ehrenfeld den Freitagabend verbringt. Der 23-jährigen Mitarbeiterin einer Werbeagentur ist es völlig schnuppe, welche Energiebilanz ihr Feierabend-Club aufweist. Hauptsache, die Getränke sind kalt, die Beleuchtung stimmt und die Musik ist laut genug. Das funktioniert nur mit sehr viel Energie: Im Jahr verballern deutsche Clubs so viel Strom wie eine Stadt mit rund 200.000 Einwohnern. 370 000 Tonnen CO2 schleudern sie im selben Zeitraum in die Atmosphäre.

Doch in der Clubszene bewegt sich etwas.  Ein Beleg für den Sinneswandel ist das Projekt „Green Club Index“, das im März 2011 in Nordrhein-Westfalen an den Start ging. Die Initiatoren sind die Berliner „Green Music  Initiative“ – ein Zusammenschluss von klimafreundlichen Entertainment-Profis – und die von der Landesregierung geförderte Energieagentur NRW. Sie wollen Clubs dabei unterstützen, weniger Strom zu verbrauchen und ihren Kohlenstoffdioxid-Ausstoß zu reduzieren. Diese Hilfe sei nötig, so Roman Dashuber, Projektleiter beim “Green Club Index”: „Die Betreiber wissen oft nicht, wo sie mit dem Sparen anfangen sollen.” Und Berater, die sich speziell mit dem Energieverbrauch von Clubs beschäftigten, seien selten. Deshalb bekamen die Projektteilnehmer einen spezifisch ausgebildeten Energiefachmann zur Seite gestellt.

CBE – die Energiespardisko .Zum Starten der Galerie auf das Foto klicken. Navigieren mit den Pfeiltasten.

Einer der Clubs, die mitgemacht haben, ist der Bahnhof Ehrenfeld – und das nicht zuletzt aus Kostengründen.  44 000 Kilowattstunden Strom hatte der CBE im Jahr 2010 verbraucht, heute ist es nur noch etwa die Hälfte. Das bedeutet eine Ersparnis von ungefähr 5000 Euro. Investiert habe man doppelt so viel, sagt Club-Betreiber Torge Draeger. “Aber die Investitionen haben wir in ein, zwei Jahren wieder drin.“  Die LED-Leuchten, die jetzt am Eingang des Clubs strahlen, kosten mehr als  herkömmliche 500-Watt-Birnen, sind aber energieeffizienter und halten deutlich länger. Noch nicht gelöst ist das Problem mit anderen gierigen Stromfressern, ohne die kein Club auskommt. “Die Kühlschränke“, so Torge Dräger,  „werden von den Getränkeherstellern gestellt. Wir können sie nicht einfach gegen bessere austauschen.” Immerhin ist Dräger dazu übergegangen, sie immer dann auszuschalten, wenn keine Party steigt.

Ebenfalls mit von der Partie war das Kölner Gloria-Theater. Für Geschäftsführer Michael Zscharnack ist das Ganze Überzeugungssache: „Sich um die Umwelt zu bemühen, sollte jedermanns Maßgabe sein.“  Leider passe das häufig nicht zu den Ansprüchen der Gäste. „Die steigen ständig. Alles soll greller, bunter, moderner werden.“ Trotzdem: Nicht nur bei der Energieeinsparung, auch bei der Müllreduktion ist das Gloria aktiv. Während früher rund 20 000 Einwegbecher pro Jahr  in den Müll gewandert seien, rechnet Zscharnack vor,  habe man heute bei Konzerten etwa 4000 Mehrwegbecher am Start.

Um ihr Projekt bekannter zu machen, arbeiten die Initiatoren des Green Club Index an einem einheitlichen Label. Anne, die sich im Bahnhof Ehrenfeld von ihrem Informatikstudium erholt, ist vom Öko-Ehrgeiz ihres Clubs schon jetzt rundum begeistert:   „Ich würde dafür sogar mehr Eintritt zahlen.“

*Rechnung:Gerechnet auf der Basis des Durchschnittsverbrauches eines Zwei-Personen-Haushaltes im Jahr bei einem Durchschnittsverbrauch eines Clubs von 120 000 Kilowatt-Stunden Strom im Jahr und 5500 deutschen Clubs

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